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KURZ & KRITISCH
KLASSIK
Schlager
des Barock
Nicht jeder liebt Barockmusik. Die Rezensentin jedenfalls outet sich hier durchaus als Feindin eines herzlos heruntergehämmerten Nähmaschinen-Barock, auch manch authentischen zickigen Zirpens. Doch vor dem Glanz, dem Farbenreichtum, der Geschmackssicherheit und dabei lebendigen Spontaneität der Akademie für Alte Musik muss sie die Waffen strecken. Nur zu berechtigt der “Da- Capo!”-Brüller eines begeisterten Zuschauers im Berliner Konzerthaus nach Johann Pachelbels berühmtem Kanon der durch seine “Patterns” und die Auszierungen der immer gleichen Grundtonabfolge zum inspirativen Material sogar der Pop-Musik geworden ist. Die Akademie-Musiker spielen mit einem mitreißenden, vom Grundpuls ausgehenden drive, in dem die polyphonen Stimmverästelungen jedoch deutlich hervortreten.
Präziser Schwung und transparente Leichtigkeit bläst auch bei den übrigen Werken allen musealen Staub davon. Georg Philipp Telemanns Konzert für drei Trompeten, Pauken und Streicher bezieht seine dynamischen und emotionalen Steigerungen aus Piano-Behutsamkeit, aus der die siegreiche Magie der hohen Trompeten hervortritt. Solch herrschaftlichem Glanz setzt Händels Concerto grosso B-Dur den intimen Reiz von Oboe und Fagott entgegen, vertraut dem Cello berückende Kantilenen an. Midori Seiler und Georg Kallweit sind die Solisten in Bachs d-moll-Konzert für zwei Violinen und fügen sich bei allem energischem Zugriff doch in die übrige kleine Besetzung ein - eine Glanzleistung an Kammermusik. Die fast aggressive rhythmische Intensität lässt die historischen Instrumente zuweilen spröde, die tänzerische Formen leicht überdreht erscheinen. Doch die raschen Tempi verleihen Bachs D-Dur-Ouvertüre überwältigenden Schwung, dem berühmten Air fließende Innigkeit ohne jede Sentimentalität. Isabel Herzfeld
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